07.02.2005 Im Dschungel – da steppt der Gorilla

07.02.2005_1Afrikanische Priester auf Drogen, gefräßige Kannibalen und ein Mann im Ganzkörperkondom – das alles gab es bei den Prunksitzungen der Jagsttalnarren in Züttlingen. Zum Motto Urwald steppte der Gorilla.

Der Kannibalen-Vater und sein Sohn suchen was Essbares. Da kommt prompt ein Touristenpaar vorbei. Die Frau wird sogleich gegen die eigene Ehefrau eingetauscht. Der Mann, ein Schmetterlingsjäger, wird in den Kochtopf gesteckt, doch seine ungewaschenen Unterhosen verderben die Suppe. Vor lauter Hunger wirft der Kannibale seinen Sohn ins kochende Wasser. Das Gericht: Kinderschnitzel mit Pommes.

Selbstgeschriebene Sketche wie dieser, gute Musik und jede Menge Unsinn sorgen für Stimmung. „Im Jagsttal tanzt der Kannibale – zum Urwald-Fasching heut im Saale“ lautet das Motto und die 220 Gäste in der Lindenhalle haben das ernst genommen. Efeu rankt sich um den Kopf, Leopardenfell bedeckt die nötigsten Körperteile. Natürlich haben sich im Züttlinger Dschungel auch Zombies, Piraten und Punks verirrt. Die werden von den kannibalischen Kollegen mit echten Hähnchenknochen um den Hals gierig beäugt.

Oben auf dem Podest schwitzt der Elferrat im Scheinwerferlicht. Es ist halt tropisch im Dschungel. Da ziehen die Krawallos ein, die vereinseigene Kapelle. Die Menge tobt. Das Applaus-Barometer steigt von Rot über Gelb auf Grün. Doch am lautesten schreit es am Tisch der Oedheimer. Die fordern auf alles eine Zugabe, und sei es von der Anmoderation. Julia Denzer, 17, ist eine von diesen stimmkräftigen Narren. Seit vier Jahren kommt sie zur Prunksitzung. „Die Jagsttalnarren sind besser als alle anderen“, schreit sie.

07.02.2005_2Die Band „Dreiländer-Trio“ haut in die Tasten, die Vereins-Zwerge zeigen enthusiastisch ihren Gardetanz. Die etwas älteren Girlies schwenken die Hinterteile. An Eyeliner wurde nicht gespart, am Material für die Röcke schon. Mit prächtigem Federkopfschmuck und Paillettenkostümen zeigen sie, was Samba ist.

Manfred Föll und Markus Harrer halten zotige Büttenreden. Die von Harrer – er ist der Billy Boy und trägt ein Ganzkörperkondom – ist so schlüpfrig, dass keiner seiner Sprüche hier wiedergegeben werden kann.

Helau, da zieht das Männerballett „Züttlinger Men Power“ ein. „Die können mit den Chippendales mithalten“, verspricht Tamara Salau, die zum ersten Mal den Elferrat präsidiert. Nun, ein klein wenig hat sie übertrieben.

Bei aller Fröhlichkeit: hinter den närrischen Abenden steckt viel Arbeit. Seit einem dreiviertel Jahr wurde geschrieben, geprobt, gewitzelt. Am Donnerstag war Altweiberfasching, am Freitag die erste Prunksitzung, am Samstag die zweite, am Sonntag Kinderfasching, am Montag ist Abbau, am Dienstag Umzug in Gundelsheim. Schlafen, Fasching, Schlafen, Fasching, „das ist ein guter Rhythmus“, findet Vereinskassier Marcel Kirchner. „Eine harte, aber schöne Zeit“, meint auch Peter Frischbier, der als Vereinspräsident mit Charme und Humor durch den Abend führt.

(von Sonja Hoegen)

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